Komponistin & Medienkünstlerin
Ich, Elektra
Jahr
2023
Musiktheater // Libretto (Text) nach „Elektra“ von Hugo von Hofmannsthal und mit Texten von Paulina Czienskowski
venue // Frankfurt LAB
Seit der Antike beschäftigt die mythologische Figur der Elektra die Welt der Kunst, Literatur und Musik. Die gleichnamigen Tragödien von Sophokles oder Euripides datieren ins 5. Jahrhundert v. Chr. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts präsentierte Richard Strauss seine auf dem Libretto von Hugo von Hofmannsthal beruhende Oper »Elektra«. Damit erweiterten Komponist und Librettist die Gruppe der Kulturschaffenden, die einen männlichen Blick auf die Figur der Elektra präsentierten und den ursprünglichen Mythos durch ihre Überschreibung prägten. Der dem »Elektra«-Stoff eingeschriebene »male gaze«, der männliche Blick, bildet für das künstlerische Team um Regisseurin Sarah Kohm und Komponistin Aigerim Seilova den Ausgangspunkt für die Uraufführung »Ich, Elektra«. Zusammen mit Sängerin und Schauspielerin Eva Hüster, Autorin Paulina Czienskowski, Bühnenbildnerin Ariane Stamatescu, Kostümbildner Adrian Bärwinkel sowie Dramaturgin Patricia Knebel haben sie eine neue Überschreibung entwickelt, die einen gezielt weiblichen Blick auf Figur, Stoff und Rezeptionsgeschichte wirft und damit neue Facetten der Erzählung freilegt. Basierend auf Hofmannsthals Opernlibretto wurden generationsübergreifende Diskursthemen wie Mutterschaft oder Selbstbestimmung extrahiert und durch zeitgenössische Texte von Paulina Czienskowski aus einer feministischen Perspektive kommentiert. | In Aigerim Seilovas Neukomposition übernimmt Eva Hüster nicht nur die Partie der Elektra, sondern auch die der anderen zentralen Frauenfiguren: ihrer Schwester Chrysothemis und ihrer Mutter Klytämnestra. Elektra durchlebt so ausgewählte, zum Muttermord führende Dialoge in einer Art tranceartigem Selbstgespräch – ein Reenactment der eigenen Geschichte, das letztendlich zur Selbstermächtigung und zum Neuentwurf der Figur führt. Es entsteht ein Abend von Elektra über Elektra. An ihrer Seite steht, verkörpert und interpretiert durch Studierende der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt, der »Chor der Stimmen«, der in ähnlicher Funktion eines klassischen antiken, allwissenden Tragödienchores als singender, choreografischer Körper manipuliert, sympathisiert oder die Geschichte vorantreibt. »Ich, Elektra« lädt dazu ein, die vielgespielte Oper »Elektra« neu zu denken und durch den weiblichen Blick auf Figur, Stoff und Rezeptionsgeschichte kritisch zu hinterfragen. Wer repräsentiert und wer bestimmt den Kanon? Und wie kann man Frauenfiguren von dem vielen Werken eingeschriebenen »male gaze« emanzipieren? Wer kann Elektra heute sein?
Von Patricia Knebel |
cast //
Komposition: Aigerim Seilova
Libretto nach »Elektra« von Hugo von Hofmannsthal und mit Texten von Paulina Czienskowski
Musikalische Leitung: Friederike Scheunchen
Regie: Sarah Kohm
Bühnenbild: Ariane Stamatescu
Kostümbild: Adrian Bärwinkel
Dramaturgie: Patricia Knebel
Konzeptionelle Idee: Eva Hüster, Sarah Kohm
(Live-)Elektronik: Steffen Lohrey
Elektra/Chrysothemis/Klytämnestra /
Sopran und Schauspiel: Eva Hüster
Die Stimmen /
Sopran: Daria Tymoshenko
Mezzosopran: Natsumi Wolff
Bariton: Seongjae Cheo
Bassbariton: Michael Kieslich
Produktionsbeteiligte /
Kulturmanagement: Anna Crespo Palomar, Vera Hefele
Lichtdesign und Technische Leitung: Matthias Rieker
Künstlerisch-technische Mitarbeit und Technische Leitung: Ralf Heinze
Veranstaltungstechnik: Lyon Koch
Maske: Johanna Winkler
Musik /
Ensemble Modern:
Flöte: Dietmar Wiesner
Oboe: Christian Hommel
Klarinette: Dana Barak
Trompete: Sava Stoianov
Schlagzeug: David Haller
Klavier: Ueli Wiget
Violine: Jagdish Mistry
Violoncello: Eva Böcker
Kontrabass: Rebecca Lawrence
Musikalische Koordination: Rainer Römer
Leitung der musikalischen Einstudierung und musikalische Assistenz: Maria Conti Gallenti
Klangdesign: Norbert Ommer
Tontechnik: Tim Abramczki
Audiomitschnitt: Felix Dreher
Photo: Wonge Bergmann